Der Begründer der Gesprächstherapie ist Carl R. Rogers (1942). "Viele psychisch Belastete fühlen sich von allen missverstanden. Erst wenn ihnen durch andere das wiedergegeben wird, was sie empfinden, fühlen sie sich verstanden. Allmählich sind sie dann auch für eine Veränderung bereit" (Benesch, 1994, S. 383). Diese Erfahrung setzte Rogers, die er auch von Ideen des Analytikers Rank und aus chinesischen Quellen bezog, in eine Psychotherapieform um.
Die Gesprächstherapie stammt aus der humanistischen Therapierichtung. Eine der theoretischen Grundlagen ist die Auffassung, nach der die Persönlichkeit des Menschen durch seinen Wunsch nach Selbstentfaltung (Aktualisierungstendenz) bestimmt ist. "Ziel der Therapie ist die >>vollfunktionsfähige Persönlichkeit<<, deren Gefühle, Wünsche, Motive und Bedürfnisse abzuklären sind.
Dem therapeutischen Verfahren liegt die Annahme zugrunde, dass Interpretationen des Therapeuten dem Klienten Angst machen. Der Klient kann nur zu einer Einsicht durch eigene Erfahrung gelangen. Er muss die Einsicht selbst erwerben. Der Therapeut hält sich aus diesem Grund mit der Beratung zurück. Stattdessen geht er auf drei verschiedene Weisen auf den Klienten ein: "durch Empathie (>>das ausgedrückte Gefühl anzuerkennen<<, C. Rogers), Wertschätzung (unbedingte Beachtung, emotionale Wärme, Würdigung der Person, Nächstenliebe) und Echtheit (Selbstkongruenz, Transparenz, Eigenständigkeit, Selbstöffnung".
In dem Therapieprozess soll der Klient durch Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen (Selbstexploration) von einem unfreien Umgang mit den eigenen Gefühlen und Beziehungen zu einem offenen und unmittelbaren Selbsterleben (experiencing) gelangen.
"Aufgabe des Therapeuten ist es, seine aufrichtige Überzeugung mitzuteilen, dass der Klient, unbeschadet seiner Einstellungen, Gedanken und seines Verhaltens, ein Individuum von unbedingtem Selbstwert ist".
Der angestrebte Veränderungsprozess kann schriftlich festgehalten und nach jeder Sitzung von Therapeut und Klient formuliert werden.
Bei Kindern wird dieses Verfahren als Spieltherapie und bei Erwachsenen sowohl als Einzel- wie auch als Gruppentherapie eingesetzt.